punkt.3

das eigentliche heer kämpft drunt’ im kopf,
in leib und seele, anders drin als draußen.
ich häng’ der not an ihrem traur’gen tropf,
wo ich war innerer als ganz weit außen.

was aus mir werden würde: konjunktiv.
ich – weder kind, noch wiedermal erwachsen,
den himmeln jauchzend und doch erden tief
mein atem, herz und sein und sinn erschaffen.

„ich war, ich bin, ich werde sein“ – zitate
„ich kam, ich sah und siegte“ nimmermehr,
der zauderte und zweifelte und sagte,

zu tragen alle leichtigkeit und flügel,
dass eben die beschwernis leichter wär’
am grund und gipfel solcher hohen hügel.

(250709)

punkt.2

ich brems’, beschleunige, bin stillstand dann,
g-kraft, zen-petal – bewegung/ruhen,
frage nicht nach richtung und nach wann
zu komm’n und geh’n auf siebenmeilenschuhen.

was bleibt, ist nicht und dennoch wird es sein,
ist nicht, wie es bleibt, der weg, das ziel:
blüten blau’n zu himmeln hin zum schein,
als wären sie – zumindest waren – viel.

doch werden beete, gärten, wälder welk.
und bilder sind und bleiben, werden blind,
wie himmelbläue, wenn auf erden fällt,

ergraut in regnerischen schauerfahnen,
erbleicht im zug der wolken. und ein wind
geht schüchtern wie ein hauch zu seinen ahnen.

(250521)

punkt.1

„punkt, punkt, komma, strich – fertig ist das mondgesicht“

und wenn ich lege mich, dann fang’ mich auf
im grün drumrum der brav gestutzten hecken!
und wenn ich lieg’ schon lang, dann richt’ mich auf,
wo ich des herbstes rot kann noch verstecken!

als wär’ sich hinzusenken doch gerecht,
trag’ ich das brautkleid voller welker blüten
und hab’ geprellt, was ich im brast verzecht,
war hahn im ei, mir körbe zu erbrüten.

wo bin ich, wenn nie war und auch nicht werde,
und welche schäfchenwolke – ganz weit oben –
wird nehmen auf mich in die weiße herde?

ich leg’ mich auf die knie und weiter nieder.
ich habe mich an dir und mir verhoben
und werde wohl bescheidener und bieder.

(250410)

14punkt #14

das licht, das ich am frühen nachmittag
im januar zum ersten mal erblickte,
war gleichfalls grau und bleich wie dieser tag,
als ob man’s in die dunkelheit entrückte.

denn daher kam ich: aus der tiefen schwärze,
in die ich einstmals wieder werde gehen,
als wären lichter fröhlich flackernd’ scherze,
wo noch im himmelsrund ich kann nicht stehen.

doch war im dunkel immer sternenlicht:
ein mond, der wird mich tränentreu belichten
mit sein’m von kratern narbigem gesicht,

und danach stets mich heller auszurichten,
gebund’ne rotation der schweren wolken,
die auf mich neblig scheinend schneien wollten.

(250117)

14punkt #13

es fällt ein letztes blatt auf meines nieder
und wird dann also darauf schrift. ein trotz,
als wäre ich nicht mehr, doch holte wieder
aus dem verschwinden nochmal meinen trost.

was darin ist gesaget und beschrieben,
es bleibt den liebenden noch unbekannt,
bis nimmer jetzt versaget und verschwiegen
und nennt sich daher außer rand und band.

das siegel auszulösen aus dem wachs
in les- und hör-, verstehbar buchgestäbe,
es sei vielleicht nur vor dem nachgelass

wie des gedenkens wirres spinngewebe
spannt seine fäden als ein pilzgewächs
durchs grab, das für mich war zum heil geschätzt.

(250101)

14punkt #12

ich zitt’re morgens, mittags, abends
vorm wild und wind’gen leben,
im zaudern vor der kraft des wagens
und werde dabei winzig und verlegen.

ich trink’ euch zu, ihr nassen tränen.
ihr schleust mich in das meer,
in dem ich müsste aufrecht gehen
mit rettungsweste hin, nicht her.

ich schwimme auf und schwebe
und möcht’ am korken doch ersticken,
wenn ich nicht trink’, doch lebe.

ich möchte weinen, mich ergießen
und mög’ im strom versickern,
bevor wir beid’ darin zerfließen.

(241206)

14punkt #9

ich kriech’ zum frieden,
kapitulation, die arme hoch.
das ist meine waffe, dass ich lass’ sie liegen
und leg’ sie in den schoß.

denn wenn du mich zerlegst,
neu im auseinand zusammensetzt,
hof vom fall’nden laub mir fegst
und zahlst und (unter-) schätzt,

was bliebe uns: zum spar’n ein schwein
aus erinnerung und leben,
nicht gelebt, so kommt’s herein /

hinaus in unser weben
dünner werd’nder fäden,
garnen eines nicht!: – allein.

(241125)

14punkt #8

die wärme mir von dem getriebe,
geölte verse, zeilen,
worin ich jeweils ’s leiden liebe,
weil’s eine würd’ dem anderen verzeihen,

dass es geschrieben steht
vor and’rem, also laut, weil leiser,
dass von den wiesen wörtern weht,
was macht sie nicht mehr heiser,

im schrei’n verständiger und sanft,
im wüten waffenlos und mild.
dass also ruht’ der krasse kampf,

dass außerdem würd’ innerdem
jetzt brüchig auch mein schild,
der fragt nicht, wer ihn hielte wem.

(241121)

14punkt #7

der vater, wenn er löcher verfüllte:
spalten sei’n nicht gut,
es dringe feuchtigkeit ein.
er war ingenieur für schiffe.

was, wenn er so die kluft verhüllte
und löschte vorsorglich die glut?
was soll nicht, darf nicht sein,
gefahr, das sind die riffe.

denn wenn die schotten brechen
wie damals, ist pommern in not
das einzige versprechen.

und schlagseite droht.
nichts bleibt, darüber zu sprechen,
wenn alles aus dem lot.

(241118)