1
im sommerregen,
der dicht in fäden
herniederstürzt,
werden die möwenküken –
noch grau – vom dach gegenüber
krähend flügge.
breiten schwingen und die
aufgeregten stimmen
über den hinterhof, dort wo
die mauerfugen erodiert
sind wie im mund der
schlothohle zahn.
2
vor ein paar wochen: zierkirschblüten
mehr auf den weg hingestreut
als noch an den ästen – rosé.
meine entfernte freundin indes
zeigt mir die prallen rosen in ihrem garten
auf facetime:
wacklige kamera, sie schwenkt
auf die katze, die ihr
zärtlich um die füße streicht.
vor ein paar jahren: kirschzitat
am selben ort wie jetzt,
etwas früher im jahr, noch knospenaufbruch.
3
im bus schaust du nach draußen,
wie der straßenrand vorbeieilt.
kräuter im rinnstein,
in den fugen der gehwegsplatten.
jetzt im sommer viel
weiteres diverses grün
am so genannt wegesrand,
einiges allerdings rings
schon verdorrt.
es sei denn ein regen
macht tiny teleskoplinsen
auf die scheiben.
4
der hain. über die straße vor dem haus,
dann an den häusern mit lauben-
gängen vorbei bis zur nächsten
ecke, kurz davor grünstreifen:
eine passantin mit hund
und barfuß, schwarze sohlen.
wie gewohnt „schweigt der sommer
von weit“, kuschelt in den schatten der bäume
jetzt am späten abend.
auf dem weg zum laden –
titanic-länge-weit –
wo ich tomaten und byebyesilikum kaufe.
(230629)