Das Chaos hier daheim
ist lediglich noch nicht entzifferte Ordnung.
Meinen auch die Tauben,
die distanzgemindert und
Kulturfolger frech durch die geöffnete Balkontür
hereinspazieren.
Ich verscheuche sie (wie mich) nicht,
auch sie brauchen ein Biwak, schlampig
zusammengekippt aus allerlei raunendem Abraum.
Irgendwann, im übernächsten Sommer vielleicht,
bauen sie ihr Nest zwischen
staubig vertrauten Buchrücken
und ziehen hier ein – und ich nicht aus.
Denn meine Tür steht immer offen
und die Fenster sind frisch geputzt.
(230731)
Genau, ganz genau so ist es richtig. Tauben sind Zeitgenossen, keine Feinde.
Diese ganzen Kampagnen gegen Tauben und Möwen („Ratten der Lüfte“) haben sich von der Hygiene zur Hysterie hochgeschraubt. Bei allem, was irgendwie „Parasit“ sein könnte, theoretisch, vielleicht, drehen speziell die Deutschen durch. – Es stimmt ja, eine der größten kulturellen Errungenschaften des Abendlandes ist die Fast-Abschaffung von Ektoparasiten bei Menschen – fast so wichtig wie die Einführung der allgemeinen Schulpflicht – aber deswegen muss man doch in der Nähe potentieller Wirte nicht gleich nervös werden. Ruhig bleiben, aufmerksam auch, dann lässt es sich auch mit Tauben leben.