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Die Kunst jetzt aufzugeben, ist der Kunst
jetzt aufgegeben. Waltet die Gewalt
durch jedes Günstlings günstigst’ Grund der Gunst
im dann vom Ast ins Blatt befreiten Wald,
wird Kunst gegrunzt und die Gewalt verwaltet
als Hoch- gern gegenüber Pop-Kultur.
Gekünsteltes ist gar zu jung veraltet,
als dass es sich ergeben könnt’ dem Schwur,
nicht vieles, aber alles aufzugeben,
um weniger als wahr ihm ’s zu gestehen.
Der Gestus sei ein ganz und gar Verweigern,
Verzicht, die Schrift zu schreiben, von den Schreibern,
von Winzern, zu ergeben sich den Reben,
vergießend in das Glas der’n regen Regen.
(230405)
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Und wie die Lippen sich zum Sprechen trennen,
die ob’re steif, die unt’re still und steil …
Und wenn wir beide uns’re Tränen flennen,
ist eine ganz kaputt, die and’re geil.
Am Arsch die Seifenblasen: Clownsmobil
kurvt schleudernd durch der kranken Häuser Flure,
als wär’ von Freundlichkeiten schon so viel,
dass alles Gleichgegooglete der „Hure
Babylon“ verzückte ihre Clit,
dass sie mir ist, was ich nehm’ mit ihr mit
in Nacht aus ihrem Tagebaubordell.
Traum, ein Klappern im Skelettgestell,
der Zung’ das Halfter in den wilden Ritt
gespannt und Fensterfugen in den Kitt.
(230405)
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Die nasse Zeit, als noch mit Wasserfällen
ich trocknete der Tränen Strudelflut,
Ertrunkener in übersprudelnd’ Quellen,
der schwamm den Strom hinauf wie ’n Lachs zur Brut.
Die Deiche hatte ich auf Sand gebaut
und Barrikaden brüchig aufgeschichtet.
Den Beben widerstand kein Kartenhaus,
vom Fallen hatt’ im Gleitflug ich gedichtet.
Aus Wogen wuchs bei Ebbe eine Sandbank,
ein Trockenfall, auf dem ich war gestrandet
wie Robinson auf dem Bacardi-Eiland.
Ich stieg vertrocknet aus der Aschenglut.
In Höllenparadiesen angelandet,
zerteilte ich, ein Durstiger, die Flut.
(230406)
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Den Ball im Billard etwas flacher halten,
auf Fußballwiesen ruhige Kugeln schieben.
Der Bombenwurf entschärft, indem erkalten
die Schnüre, die entzündet, wenn gerieben
das Streichholz an der Schachtel. An die Lunten
die Flamm’ gelegt, der Farben Brand entfacht,
mich anzuschwärzen lichterloh im Bunten
und kreidebleich’ zu schwinden in die Nacht.
Doch Gemach, die Kugel flach geschoben
und hernach den Ball dem Regenbogen
hinein ins off’ne Tor sehr steil geschossen:
Treffer und versenkt! Nun zu verrosten –
rosenrot – ist damit mir beschlossen,
weil Blei und Beil und Ball ich hab’ belogen.
(230406)
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Auf einer Bank in einem Wald gesessen
im gold’nen Schein der steil gegang’nen Sonne.
Auf Wegen geh’n Familien hin zum Fressen
in ihre wippend, aber wahre Wonne.
Auf einem Stuhl am Stammtisch platzgenommen:
Wir redeten von dem, was ist und war
und auch, was würde sein. Es war verschwommen,
ein Bild von uns, in dem wir wurden rar.
Aufs Nocheinmal wie da wir stießen an,
auf Reduktionskomplex von ehedem.
Wir wussten, was aus uns’ren Ahnen rann:
Ein sich zurück und zugleich Nähe Nehm’n,
das vor dem Damals war in uns Gestalt
der Jugend, die zurück so wütend schallt.
(230407)
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Die Müh’ des Schreibens in Dazwischenzeilen,
ins Weiß-nicht-wo das Was-auch-immer sagen
und nicht mal wissen, wie der Text zu heilen,
geschweige ob er krank ist und in Plagen.
Die Freud’ am Schreiben, wenn sich Verse fügen
ins Ab-und-an, das ist gelegentlich
der sich’re Landeplatz nach Höhenflügen,
und sei es nur vielleicht versehentlich.
Mein Arbeitsplatz, mein Kampfplatz für den Frieden
und für die Hoffnung in den Widersprüchen,
bevor sie in der selben sind zerrieben.
Und stell’ ich aus und still die Tastatur,
um die Notizen nicht in Text zu rücken,
schwör’ ich die Treu’ dem buchversta[u]bten Schwur.
(230408)
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Was von diesem Tage übrig blieb,
wird das sein, welches übernächste Nacht
bleibt erinnerlich: womöglich Lieb’,
die ich verbrach, bevor mit dir verbracht …
oder noch vorher, als niemals je
ich Rosenblätter legte dir zu Füßen,
deinen Namen pinkelte in’n Schnee,
dass derlei möge dich als Braut begrüßen.
Daher, was von jener Nacht geblieben,
ist zu lang her, ein Kniefall in den Staub,
gestrauchelt dann, als ich mich aufgerieben.
Seltsam ist’s, dass selbst verdorrtes Laub
noch selbe Form hat wie von jungen Trieben;
ein Tod, der ist lebend’ger Knospen Raub.
(230409)
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Du musst dich in die stille Nacht begeben,
um ihren tiefen Abgrund zu erforschen.
Du wirst dir selbst die strengen Stricke weben,
an denen du dich zerrst aus Höllenpforten.
Du darfst jetzt aufs geflügelt’ Wort vertrauen
und wie sich fügen abgestürzte Silben,
ein Wort, ein’n Vers und ein Gedicht zu bauen,
als stünd’ es als Parole auf den Schilden.
Du steigst herab und gehst gestärkt hinauf
ins Leichte, in die Höhe jener Berge
und folgst der Laute, Worte, Verse Lauf.
Du warst da schon, jetzt kommst du dahin wieder,
begehst die Wege deiner frühen Werke
und singst, nachdem es Nacht ward, all die Lieder.
(230409)
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Von den Fersen, sagt man, naheliegend
sei es nur ein kurz gesprung’ner Schritt.
In den Versen alle Worte liebend
sowieso ein allzu schwungvoll’ Ritt.
Kopf jetzt auf die Füße, sagt’ schon Marx.
Werd’ doch wohl noch einmal fragen dürfen,
wer das Opfer und wer ist der Markt.
Beid’s zu reimen ist mein bleiern’ Schürfen.
Gold ist’s Wort und Silber nicht das Schweigen,
wenn schon von Metallen Rede ist.
Queckversilbert flüssig fließt aus Scheiden,
was mich nochmal wieder hatt’ beglückt:
Schwerter, Beile Schlag in kurzer Frist,
die mich aus dem Senkgerecht gerückt.
(230411)
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Ich bin so durch den Wind – und Sturm gesegelt,
gegangen und geschlichen, dass ich fast
den Leuchtturm dort am Hafen hätt’ verpasst,
wo du die droh’nden Fluten hatt’st gepegelt.
Ich bin so von den Socken – angeschwärzt,
dass Licht wie Gischt ist an mir abgeperlt.
Als ein Pirat bin ich dir freigeschärlt,
als Held und Rettungsringer, der nur scherzt.
Und dennoch, glaube mir! Ich kann jetzt schwimmen
wie Fisch im freien Wasser, nicht im Netz.
Wenn auch ich lausch’ in Himmeln Engelsstimmen,
steh’ ich stabil nun auf den rutsch’gen Planken.
So ist es wenigstens, wie ein- ich -schätz’
den günstigen Kredit von Weltschmerzbanken.
(230413)
39
Von dem Verschwinden oder besser -schwindeln,
vom Fußgenoteten zurück zum Text,
der in sich nochmals aus gewickelt’ Windeln
in sich und über sich hinaus erstreckt.
Das ganz und bleiche, weiße Schwergewicht’ge
und nebenan der Duft von Schmetterlingen:
Es käme darauf an, was ich berichte,
es wäre im Disput ein süßes Singen.
Und was in stahlgepfügten Ackerscharen?
Was wär’ das Hehre, welches weiter wiche,
und welch’s, das ist das hier und heut’ Gebahren.
Schon viel zu chill, dir angekündigt’ Kehre!
Und wer da, der ich käme auf die Schliche,
es sei, dass ich mich hin ins Dich verzehre.
(230414)
40
Von jeher ist der Wald aus Luft und Himmel,
auf Erden auch aus Wasser und aus Feuer.
Es sind die Gegensätze im Gewimmel
von Bäumen, sind erwachs’ne Ungeheuer.
Von mir her ist die Botschaft Menetekel,
ein Jubellaut noch tief hinein ins Grab,
daran, was ist, doch nur Verwesen, Ekel
und über all’ das den gebroch’nen Stab.
In meiner Werkstatt, „Kampfplatz für den Frieden“ –
im Wald, bin ich der Zimmermann der Worte,
bevor ich mit der Ängste Äxte Hieben
den alten Bäumen an den Stummelstämmen
und an den Angeln off’ner Himmelspforte,
an die ich mich wie’n Fisch jetzt würde hängen.
(230415)
41
Das Leichte, unerwartet Unbeschwerte,
die Silben nur am Rande zu beachten,
dass ich nicht werde, bin schon der Bekehrte
und damit mitten unter den Erwachten.
War’s schwer, wohin ich gehe, dennoch Leichte,
die An- und nicht die Abkunft zu erwarten?
Wenn dahin, stellt sich mir der Gleise Weiche
und wird was weich, was galt bislang dem Harten.
Dass Schweres sich ins Weiche hin erleichtert,
dass ich mich wieder freu’ und bin so fröhlich,
dass mich des Lebens Traurigkeit bereichert.
Im Neuanfang, dem Alten wohl Gedenken,
bin meines Anverwandelns ich versöhnlich,
selbst wenn ich mich dahin muss noch verrenken.
(230415)
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Was war ich über Nacht dem Tage schuldig? –
die meines Spätwerks andere Geschicht’
von Wintern, die im Frühling noch geduldig
auf einst den Sommer reimen ihr Gedicht
in säum’gen Blätterfall zu später Herbste.
Dies sich in Füll’ hineiner zu verzichten,
zu sagen, du als Dichter seist der Erste,
der in das Dunkel hätt’ was zu belichten,
ist übertrieben, allzumal geblieben
auf Sonnenwendenposten im Quartal,
in all des Frühlings Lieb’ sich zu verlieben.
Du erbst davon, die Rettung zu verschieben
auf deiner Verse, Worte, Orte Qual,
und bleibst darin von dir und mir verschieden.
(230419)